Gewölbeschreiber

Harmonie der Ideale

Brigitte Szabo

Harmonie der Ideale

 

Blog and information website concept. Workplace background with text. View from above

Blog

Gewöhnlich wird wohl bei einem Blog ein bestimmtes Thema umrissen? Die Anzahl der Follower zeigt mindestens grob an, ob sich viele Menschen von diesem „Thema“ bzw. „Inhalt“ angesprochen fühlen.

Das verrät irgendwie auch, wo auch Follower mit ihren eigenen innersten Bedürfnissen, die vielleicht sogar bisher auf der Strecke blieben, gewissermaßen eine Plattform bekommen. Ein vielleicht sogar anonymes sich outen, ohne sich wirklich preisgeben zu müssen. Sie hängen sich einem Zugpferd quasi an. Das heißt, irgendwie steht, steigt und fällt, auch ein Stück weit deren Identitätsbildung, Identitätsbestätigung, Identitätsfestigung, eine Bestätigung oder Festigung eigener Ansprüche. Eine Sättigung, oder auch schließlich eine Übersättigung eigener Wunschvorstellungen mithilfe von „personifizierten“ Anleitungen, also durch Leitpersonen, zum Beispiel Blogger. Allerdings auch eine mögliche Ideal-Wandlung, durch Enttäuschung, Selbsttäuschung ist inklusive. Virtuell ein Lernen und im positiven Fall Wachsen, wie im wirklichen Leben.

Follower zeigen hier ihre Gunst oder auch Missgunst. Selbstbestätigung nährt sich, peppt  sich auf, durch positive wie negative Haltung dazu. Daumen hoch, Daumen runter. Anerkennung oder Aberkennung, aber auch Neid, Hass, oder andere destruktiven Gefühle aus womöglich eigenem Entwicklungsdefizit finden einen Ort, sich auszutoben. Schwarz-weiß denken findet auch hier eine Plattform.

Die Welt jedoch ist bunt, vielfältig, so viel mehr und weiter, als unser jeweils eigener Horizont.

In eigener Größe, als „Könige und Königinnen“ ihrer selbst, innerhalb fest gesteckter eigener Grenzen, einem eigenen Reich, angekommen zu sein, ist wirklich eine beachtenswerte erreichte Entwicklungsstufe menschlichen Werdegangs. Jedoch auch in diesem Stadium stellt sich vielleicht irgendwann die Frage: „Wer will schon ewig auf der Stelle treten?“ Auch, wenn es nicht in aller Munde ist, es gibt weitere bereichernde Dimensionen.

Wahre erreichte Größe hält die Fähigkeit bereit, einen Schritt in die Distanz  treten zu können, aus der Draufsicht zu schauen, um einem weiteren, vielleicht zunächst unvorstellbaren Weg die Möglichkeit zu geben, sich zu zeigen, harmonisierend und anders, als aus bisherigen Erfahrungen erwartet. Diese Perspektive zeigt sich nicht in äußeren bekannten „Märchenfiguren“ zu denen wir nur wieder ja oder nein sagen können, um sich nur wieder im Schwarz- oder Weißdenken zu erschöpfen.

Die eigenen Fähigkeiten, Talente, sich diesen zunächst zu widmen, sie auszubauen, zu perfektionieren, sind durchaus beste Selbstbestätigungen, Betätigungen, dem eigenem Leben den Sinn zu geben, ja diesen sich selbst zu geben. Dies setzt Kräfte frei, heraus aus innerstem Fundus, heraus aus der eigenen Mitte.

Mit Kopf und Herz darin aufgehen zu können, auf eigenen Selbstwerten wandelnd, gibt eine gesunde Selbstannahme, auch notfalls ohne Fremdbestätigung, die Gelassenheit und innere Stabilität, diese nächste Entwicklungsstufe zu erreichen, sich „neuen Sternen“ öffnen zu können.

Dieser Blog beansprucht nicht, einheitlich bestimmten fixen Vorstellungen zu folgen, Daseinsberechtigungen gegeneinander aufzuwiegen, beziehungsweise auszuschließen. Er strebt  jedoch an, unter ethischen, moralischen Gesichtspunkten, in menschlicher Achtsamkeit, blose Verschiedenheit durchaus zu beleuchten, aber nicht zu untergraben.

Ganz unterschiedlich in unseren Schreibweisen, in unseren hier präsentierten Inhalten, steht dies einem neuen Zeitgeist also durchaus gut zu Gesicht. Dem kommenden Zeitgeist einer zu findenden, zu vereinbarenden Harmonie der Ideale.

Verständnis und Empathie für „Anderes“ will schließlich auch erst erlernt werden, um es, eigenes schützend und bewahrend, gleichzeitig auch respektieren zu können.

Februar 2021

Bahnhöfe

Nadine Schmid

bhf-bln

 

Bahnhöfe

Ich mag Bahnhöfe.

Das Kommen und Gehen.

Die Hektik und das Warten.

Das Kaufen und Verkaufen.

Der Luxus und die Armut.

Das Ein- und Ausfahren der Züge.

Das Ankommen und Abfahren.

Manchmal, wenn ich eine Stadt erkunde, gehe ich an den Bahnhof. Und das nicht, weil ich irgendwo hinfahren will, sondern weil man hier wie nirgends sonst den Puls einer Stadt fühlt.

Der Frankfurter Bahnhof, oberirdisch mondänes Mainhattan, unterirdisch Fixertreffpunkt.

Der neu eröffnete Berliner Bahnhof auf drei Etagen mit der völlig verwaisten U-Bahn-Station zum Reichstag, frei nach dem Motto: politisch gewünscht, aber ist Bedarf da.

Der Bahnhof von Bonn, der wegen einer Bombendrohung gesperrt ist. Hier im ehemaligen politischen Zentrum kommt die aktuelle politische Lage ganz nah.

Der Bahnhof von Zürich, in dem einen als Ausländer die Preise fast erschlagen.

Der piekfeine unterirdische Bahnhof in Kopenhagen, aufgeräumt wie die ganze Stadt, natürlich mit tausenden von Radstellplätzen davor und – wie es sich für einen Wohlfahrtsstaat gehört – kostenlose Toiletten.

Der Bahnhof von Straßburg mit Nahverkehrs-Zielen in drei Ländern, Knotenpunkt des vereinigten Europas.

Die heiße, stickige Bahnhofshalle in einem kleinen Ort auf Korsika, wo man vergeblich den Deckenventilator sucht.

Der Bahnhof von Edinburgh, in dem man erstmal Gratiszeitschriften bekommt, um der britischen Boulevard-Liebe zu frönen.

Der Bahnhof von Reykjavik, den gibt es nicht, zu klein und unwirtlich ist die Insel. Man weicht auf Busse und Flugzeuge aus.

Der kleine Bahnhof in irgendeinem Ort, der als letzter Anschluss an die Welt gilt und doch in seinem Bestand bedroht ist.

Ganz unterschiedliche Bahnhöfe, ganz unterschiedliche Welten und Geschichten.

Und doch ist eines jedem Bahnhof gleich:

Die Freude der Menschen, die sich am Bahnsteig beim Wiedersehen in die Arme fallen.